29.11.2016 (HK) -Beim Spiel gegen Schwäbisch Hall II wurden Erinnerungen an die Begegnung gegen Stuttgart III vor ein paar Jahren wach: Damals wie heute ging es gegen einen designierten Absteiger, jeweils in der Ausweichspielstätte am Pfostenwäldle. Beide Male war unsere spielerische Überlegenheit drückend, und beide Male stand am Ende anstelle eines Sieges mit 5½:2½ oder 6:2 am Ende eine unverständliche Niederlage. Damals konnten wir uns am Ende noch retten, diesmal darf dies bezweifelt werden.
Im Vorjahr gab es gegen Hall II, die Bundesliga-Nichtreserve (kein einziger Spieler ist auch in der „Ersten“ gemeldet), noch ein etwas überraschendes 4½:3½, diesmal waren wir gegen die punktlosen Haller Favorit. Deren Etat wurde auf Null gekürzt, und so fehlen in dieser Saison Pogan und IM Zpevak. Dafür kam der Estländer Lelumees aus der fünften Mannschaft gleich ans Spitzenbrett. An Brett 4 und 5 gab es dieselben Begegnungen wie im Vorjahr, diese Bretter waren auch nominell ausgeglichen, an den anderen hatten wir so 50-90 Punkte „mehr“.
Bei Klehr gegen den friedliebenden Prinz einigte man sich Punkt 10:30 Uhr blitzschnell auf Remis. Schuster spielte schwungvoll und stand vielleicht leicht besser, Klaus opferte die Qualität für einen, etwas später zwei Bauern. Bei Beyer war die Eröffnung zunächst kritisch, dann „lief“ die Partie für ihn. Ebenso kamen Keilhack, de Boer, Herbert-Schweizer und Wenninger alle sehr deutlich in Vorteil: Klares Plus bis Fast-Gewinnstellung allenthalben. De Boers Gegner hatte in einem Fianchetto-Königsindisch reichlich unmotiviert a2-a3 gezogen, bald nisteten sich im Felderkomplex b3/c2/d3 schwarze Figuren ein. Keilhacks Gegner Mages suchte seinem Naturell entsprechend aus etwas schlechterer Stellung gewaltsam Gegenspiel. Herbert-Schweizer hatte seinem Gegner, dem Manager des Haller Erstliga-Teams Harry Barg, erst einen verdoppelten c-Bauern verpasst und dann auch noch einen Angriff am Königsflügel eingeleitet. Wenninger hatte nach Damentausch zwei Läufer gegen zwei Springer, Entwicklungsvorsprung, Druck gegen den gegnerischen Damenflügel wie den in der Mitte hängenden König.
Beyer sackte dann den falschen (Mehr-)Bauern ein, wonach sich sein Gegner schadlos halten konnte und das Spiel in Zeitnot unübersichtlich wurde. Keilhack gewann zwei Bauern. De Boer gab unmotiviert seinen gesunden Mehrbauern zurück, verrechnete sich dabei, und der „zurückgegebene“ Bauer wurde ein starker Freibauer des Gegners. Klaus schwand die Kompensation, und er driftete in Richtung statischer Verteidigung mit Minusqualität. Wenninger hatte die Wahl zwischen verschiedenen Abwicklungen, entschied sich für einen Mehrbauern, der Gegner konnte sich aber befreien. Nur bei Herbert-Schweizer rollte es.
Keilhack demonstrierte den Vorteil davon, gleich zwei Bauern mehr zu haben, denn auch er stellte in der Zeitnotphase (seines Gegners – er selbst hatte genug Zeit) auch einen Bauern ein, behielt aber mit noch einem Mehrbauern immerhin die Hälfte seines Vorteils, im Unterschied zu anderen Brettern. Wenninger machte seinen Läufer immer schlechter und verlor auch seinen Mehrbauern, irgendwann stand der Gegner völlig gesund. Im 40. Zug stellte dann Beyer zweieinhalbzügig einen Turm ein. Und auch bei de Boer machte der dem Gegner eingeräumte Freibauer das Rennen. Immerhin rollten bei Herbert-Schweizer im Turmendspiel die verbundenen Freibauern unerbittlich. Damit also 1½:2½. Und Herbert-Schweizer zeichnet damit für 3 von insgesamt 5 Partiegewinnen verantwortlich.
Mit Blick auf den Rest – ein „halber“ Vorteil bei Keilhack, Ausgleich bei Wenninger und Kampf ums Remis von Klaus – wich Schuster einer naheliegenden Zugwiederholung im Turmendspiel aus. Nach dem Remis von Wenninger hieß es 2:3. Keilhack bekam die Sache doch noch in den Griff, doch beim Stand von 3:3 war Schusters Turmendspiel längst unhaltbar, und Klaus hatte allenfalls noch vage Remischancen; die einst zwei Bauern für die Qualität waren auch längst weg. Letztlich verlor auch er – 3:5.
Mit Blick auf den anzustrebenden 6. Tabellenplatz wäre das ein absoluter Pflichtsieg gewesen. So ist der Abstieg zu 90% sicher, nur ein Sensationssieg gegen Spraitbachs Großmeister könnte es – vielleicht – noch drehen. Nach dem Sieg von Wolfbusch und dem Punktgewinn von Grunbach mausert sich langsam Stuttgart II (3:5 gegen 7 Böblinger) zum „Geheimfavorit“ auf den vierten Absteiger. Lange Zeit schien die Mannschaft in der Oberliga unabsteigbar. Und Gabriel sen. wie jun. waren ja die Schrecken bei der diesjährigen Württembergischen Meisterschaft. Trotzdem …
Für uns spielt das alles fast keine Rolle mehr. Unsere Teamperformance (3 aus 8 gegen 1960) war mit ca. 1870 ziemlich exakt 1000 Punkte schlechter als die von Deizisau in der 2. Liga bei ihrem 6:2 gegen Viernheim (Eloschnitt 2680). Ist noch gar nicht so lang her, dass wir Deizisau in der Oberliga mal geschlagen haben. Vielleicht gelingt uns diese Saison ja gegen die sehr „konstanten“ Backnanger (viermal 3:5) noch ein Sieg.
(Harald Keilhack)