06.03.2017 – (Harald Keilhack) – Nicht sehr günstig waren die Vorzeichen beim Verbandsliga-Duell im bekannt prekären Osten: Die Bushaltestelle direkt vor dem „Museo“ empfängt einen gleich mit einer über den ganzen Boden verteilten zerbrochenen Weinflasche, der Boden knirscht bekanntlich, so dass in einem Oberligakampf daselbst einmal alle Zuschauer „entfernt“ werden mussten, und Holzfiguren wären in diesem Ambiente wohl als unpassend empfunden worden, so dass die Gastgeber ein Einsehen hatten und sich mit einfachem Plastik begnügten … jedenfalls hatte Keilhack auf der Hinfahrt einen Autounfall und kam – gemeinsam mit Beyer – noch so 5 Minuten vor Ultimo.
Der Schock saß bei Keilhack so tief, dass er nach eigentlich guter Eröffnung unvorsichtig den nächsten Unfall auf f7 gestattete – das Läuferopfer daselbst kam prompt, bzw. nach halbstündigem Nachdenken des Gegners. Der hieß übrigens nicht wie erwartet Robert Gabriel, sondern Kozlov. Robert kam dann etwas später zum Kiebitzen – das sind Luxusprobleme; in Feuerbach unvorstellbar. Sechs Züge nach dem brachialen Läuferopfer stand dann ein ausgesprochen gleiches Endspiel auf dem Brett – remis, und der Computer hatte tatsächlich keinerlei Einwände (bzw. spuckt genau diese Zugfolge aus), wenngleich die Spieler bestimmt nicht alle „Nebenvarianten“ (teils mit einem schwarzen König auf h5) gesehen bzw. korrekt berechnet hätten.
Zu diesem Zeitpunkt sah es sehr gut aus: Beyer machte Druck, ebenso Schuster für einen geopferten Bauern. Zimber stand nach mäßiger Eröffnungsbehandlung des Gegners bereits klar besser. Leichte Vorteile bei de Boer, Klehr und Herbert-Schweizer. Einzig Klaus stand etwas passiv, aber verteidigungsfähig. De Boer und Klehr (letzterer in Zeitnot) vereinbarten dann doch remis, als es bei Beyer, Zimber und Schuster jeweils glatt nach einem Gewinn aussah. Doch dann verlor Beyer einen seiner beiden Mehrbauern zurück, und der Gewinn im Endspiel war fraglich. Schlimmer noch bei Schuster, dem sein schon auf a7 stehender Freibauer abhanden kam, samt verlustträchtiger Stellung. Erinnerungen an das Spiel gegen Schwäbisch Hall wurden wach, es wurde zumindest wieder spannend.
Kurz nach der Zeitkontrolle begnügte sich Herbert-Schweizer mit Remis (dem vierten also, Stand damit 2:2), mit Schwarz gegen einen oberligaerfahrenen Gegner natürlich eine gute Leistung. Schuster verlor dann wie erwartet, und Zimber ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und kam im vierten Spiel zu seinem vierten souveränen Sieg (3:3). Klaus hatte inzwischen genügend Gegenspiel erlangt, sein Gegner wollte es mit der Brechstange wissen und opferte im Endspiel mit zwei Türmen und Läufer beiderseits seinen Läufer, um mit seinen Türmen eindringen zu können. Objektiv war das freilich allenfalls im Bereich der Schwindelchancen. Beyer vollstreckte schließlich sein Endspiel, wobei bis zum Schluß nicht klar war, wo genau sich die dünne Linie zwischen Gewinn und Remis befand. Auch Klaus behielt die Nerven und holte den vollen Punkt: 5:3.
Dennoch ist trotz nunmehr 7:7 Punkten die Abstiegsgefahr nach wie vor erheblich. Das Liga-Orakel gibt uns nun 49% auf Klassenerhalt, der beste Wert der gesamten Saison, m.E. eher noch zu optimistisch. Die Stuttgarter (8:6 Punkte) wollen nicht wahrhaben, dass auch sie im Strudel mit drinstecken (Abstiegschance: 19%). Nun gut, der Ligaausschuss stellte zum Ende der vergangenen Saison fest, dass der Abstieg von Bebenhausen mit 3:15 Punkten in der Oberliga eine „Härte“ dargestellt hätte. Als direkte Folge dieses Beschlusses muss man dieses Jahr damit rechnen, mit 9:9 Punkten aus der Verbandsliga abzusteigen …
Was wäre sonst zu den anderen Spielen zu sagen? Zu Schwäbisch Hall eigentlich wenig, nur noch einer ihrer sechs besten Spieler trat an. Angesichts des Bildes, das hier von der „Zweiten“ abgeliefert wird, darf man die Spitzenränge in der Männer- wie Frauenbundesliga eher als Scheinblüte eines in der Basis fast schon absterbenden Vereins bewerten. So wird die Zweite eher noch in die Bezirksklasse durchgereicht werden. Und das „Spitzenspiel“ Spraitbach – Wolfbusch? Beide zu siebt, und Spraitbach (wie wahrscheinlich auch im Rest der Saison) ohne Großmeister; in dieser Besetzung sicherer Abstiegskandidat. Purer Zufall, dass dies nach Lage der Dinge nicht zu einer krassen Verzerrung im Abstiegskampf führt. Im Aufstiegskampf könnte es zu einem knappen Brettpunkte-Finale zwischen Böblingen II und Wolfbusch kommen.
Und, ach ja, in der Landesliga Unterland entwickelt sich Ludwigsburg zum Ewigen Zweiten. Nach sechs haushoch gewonnenen Spielen unterlag man dem einzigen Verfolger Kornwestheim mit 3½:4½ und darf die Verbandsligapläne wohl nochmals um ein Jahr verschieben.