20.02.2016 (HK) –
Noch nie sah man die sonst so verläßlichen Verbandsliga-Spitzenbretter Beyer und Keilhack – auch schon mal vor gut 25 Jahren bei Ludwigsburg, wie der Jetzt-Heilbronner Eberhard Schulze noch wissen dürfte – so schwach wie diesmal: Zusammen schafften sie gerade einmal 45 Züge …
Woran es lag? An den gut vorbereiteten Gegnern, an einem (bei beiden) verschleppten Virus, oder an einem Beinahe-Unfall kurz vor Heilbronn, als beim geplanten Spurwechsel wie aus heiterem Himmel ein viel zu schneller Rechtsüberholer plötzlich da war? Platt war man also schon vor Spielbeginn …
Keilhacks Gegner, der Apfel-Liebhaber R. Stürmer, Kategorie taktisch gefährlicher Naturspieler, spielte wohl zum ersten Mal im Leben überhaupt eine vernünftige Eröffnung, und zugleich eine aktuell äußerst kritische Variante. Auf dem Analysentisch stand sie irgendwann mal, vielleicht vor einem Jahr, einen klaren Ausgleichsweg gibt es derzeit ohnehin nicht, und an die Details erinnert man sich sowieso nicht, wenn man beim konkreten Gegner jetzt nicht damit gerechnet hätte. Auch der Blick in die Datenbank mit den Onlineblitzpartien (mit einem Vorgänger bis Zug 15) zeigte nur einen gewissen Randomfaktor bei der Zugwahl. So kam das Übliche, an zwei, drei kritischen Punkten sich zielsicher für das größere statt für das kleinere Übel zu entscheiden (der Fluch des Nachdenkens im Vergleich zu Blitzpartien!) zu einer erschreckend raschen Niederlage.
Was bei Beyer los war, weiß man auch nicht so genau. Auch beim Sizilianer kann man sich nicht immer alle Unterschiede merken, z.B. ob der Gegner Db6 oder Da5 spielt; jedenfalls hätte er im 13. Zug ein typisches sizilianisches Figurenopfer spielen müssen, was eigentlich in seiner Natur liegt und das sein Idol Michail Tal schon zweimal auf dem Brett hatte. Stattdessen stellte er kompensationslos den Bauern e4 ein, bald darauf war auch der Läufer b3 nach …a5-a4 gefangen – 0:1, bzw. 0:2 im Mannschaftsstand – die Vorentscheidung?
Es folgte ein Remis von Klaus, der sich mit Schwarz befreit hatte. Etwas Hoffnung keimte auf, als Zimbers Gegner übereilt seinen Bauern zurückgewinnen wollte und dabei zweizügig eine Figur einstellte: 1½:2½, de Boer im Remisfahrwasser, die restlichen Partien standen zwar nicht gerade toll, aber es konnte überall noch alles passieren.
Klehr verlor schließlich, Schweizer setzte einen Konter und gewann, doch beim Stand von 3:4 hatte Schuster zu wenig Kompensation für seinen Minusbauern, um noch weiterzuspielen: 3½:4½.
Die eigentlich eingeplante Niederlage beim Tabellenführer verschlechterte dennoch die Lage im Kampf um den Klassenerhalt spürbar, da die Konkurrenz durchweg gewann: Böblingen II schlug mit Grunbach das zweite Spitzenteam hintereinander und sollte so (und auch angesichts der Aufstellung) eigentlich kein Abstiegskandidat sein. Schwäbisch Hall II gewann zu sechst gegen 7 Spieler von Stuttgart III – kein Kommentar. Lauffen besiegte Stuttgart II, Wolfbusch ist nach verkorkstem Start plötzlich Tabellenzweiter.
Ein Blick aufs Ligaorakel bestätigte dann, was mir schon schwante: Wollen wir vom 8. Platz noch wegkommen, besteht die beste Chance gegen den Underperformer der Saison, nämlich den ursprünglichen Aufstiegs-Mitfavoriten Stuttgart II.