08.11.2017 (Keilhack) – Wie fast erwartet, legt der Ex-Weltrekordler in Sontheims Reihen offenkundig ein Sabbatjahr ein, und wegen zweier fehlender Hintermänner kamen dann insgesamt drei Sontheimer Ersatzspieler zum Einsatz. Normalerweise kein Problem, aber für uns hatte man mit die schwächsten Ersatzleute ausgewählt, so daß wir sogar im Schnitt 25 Punkte stärker waren. Eine solche Gelegenheit sollte man eigentlich im Kampf um den Klassenerhalt zu einem Punktgewinn ausnützen. Zumal wir Heimvorteil hatten, bei fast zwei Stunden Anreise von der Brenz nicht ohne Belang.
Nebenbei, wie schon in den Vorjahren bringt Sontheim wohl durch die Bank alle Ersatzleute zwei- bis dreimal zum Einsatz. Möglich ist eine solche Strategie, wenn etwa von Position 5 bis 15 die Spielstärkeunterschiede eher gering sind (bei uns ist das anders). Es zeigt aber auch, daß Sontheim unmöglich zwei konkurrenzfähige Teams am selben Spieltag hätte aufstellen können, und der Rückzug einer Mannschaft war damit ziemlich logisch.
Genug der Vorreden. Mit Ausnahme vielleicht von Brett 1, das gegen eine bekannte Beyer-Spezialwaffe lange grübelte, schienen die Sontheimer dafür gut vorbereitet; ungewöhnlicherweise sogar an Brett 8! Trotzdem war am Anfang wenig los. Klehr verbrauchte für die ersten 8 Züge eine Stunde, was aber nicht so schlimm sein sollte, da er in eine technisch einfach zu spielende Stellung entkommen könnte. Dafür hatte Zimber am Ende seiner (Verlust-)Partie noch fast eine Stunde übrig. Man sollte Bedenkzeit innerhalb der Mannschaft verschenken oder vererben dürfen!
Trotz einer kleineren Eröffnungsüberraschung, na sagen wir –variation, bolzte Keilhacks bundesligaerfahrener Gegner Riefner Tempo; da verdichten sich Jahrzehnte an Grünfeld-Erfahrung in gereifter Intuition. Nach ein paar interessanten Momenten (bzw. fehlendem Mut, mit einem verdoppelten f-Bauern konsequent auf Königsangriff zu setzen) war dann nach 21 Zügen eine „Triple-Zero“-Stellung (0,00) erreicht; Remis, und Keilhack war mal wieder als Erster fertig. Ihm folgte Herbert-Schweizer mit einem Remisschluß im tiefen Endspiel. Beyer konnte seine kleineren Eröffnungsschwierigkeiten überwinden und bekam Oberwasser, Schuster erhielt mit den Hängebauern und dem Vorstoß …d5-d4 aktives Spiel. Aber schlimmer waren zwei Hiobsbotschaften: Klehr rochierte – statt per Läufertausch eine einfache Nix-Los-Stellung herbeizuführen – riskant lang, übersah dabei eine taktische Kleinigkeit, die Folge war ein Minusbauer in schlechter Stellung. Und Zimber, der gefällig angegriffen hatte (mit Ke2, nicht mit 0-0-0) geriet nach einem geschickten Gegenstoß seines Gegners in ein etwas schlechteres Endspiel. Nach ungenauem Spiel weitete sich die schwarze Initiative mit Läuferpaar aus, ein kleines Versehen und – 1:2.
Nachdem all dies geschehen war, nahm Klaus ein Remisangebot an. Bei ihm waren freilich erst 16 Züge gespielt! Hier waren, im Unterschied zu anderswo, echte Grübler am Werk. Damit stand es 1½:2½ – aus den vier Weißpartien, nicht sehr erbaulich.
Klehr verwaltete seine Ruine, Beyer und Schuster bekamen zunehmend Oberwasser. Schuster mit Qualitätsgewinn, Beyer mit Mehrbauer. Beim Chef (de Boer) plätscherte es in einem schwerverdaulichen Altbenoni so dahin.
Wie schon in der ersten Runde bekam Beyer die anstehende Endspiel-Arbeit durch Zeitüberschreitung „geschenkt“. 3 aus 3 für ihn, sein Joggi-Löw-Leitspruch lautet ja „Mir sin die wo gwinne welle“ (die Remisfreunde trafen sich ja derweil an Tisch 2), und 2½:2½ im Mannschaftskampf. Schuster gab seinem Gegner nach eigener Aussage noch einmal eine Chance, doch dieser nützte sie nicht; Führung mit 3½:2½! Freilich war auch Klehrs Niederlage nicht mehr fern.
Derweil kam leider Pürckhauer, der Sontheimer Spezialist für unorthodoxe Eröffnungen und Blockadestrategien, immer besser in Fahrt; dessen Lieblingsstrategem‚ mieser Läufer gegen dominierenden Pürckhauerspringer’ ist mir selbst ein Trauma aus (ich glaub’) zwei Blitzpartien, zunehmend musste das auch de Boer erfahren. Schließlich Bauernverlust und damit ein hoffnungsloses Endspiel: 3½:4½.
Wie im letzten Jahr geht es nun mit 2:4 Punkten zunächst gegen die vermeintlich schwächste Mannschaft und dann im neuen Jahr gegen die großmeistergespickte Truppe von Spraitbach.
Dem Liga-Orakel mit nur 10% Abstiegschance misstraue ich (auch die 35% Aufstiegschance für Spraitbach mit 1:3 Punkten verblüffen); ich hab’ da das Gefühl, daß das Programm wegen des vermeintlichen 8:0 von Stuttgart II gegen Böblingen II (an den Brettern 2:6!) die relative Stärke der Mannschaften etwas falsch einschätzt. Auch die 35% Chance auf nur einen Absteiger scheinen mir optimistisch.