17.10.2017 (Keilhack) –
Etwas überraschend war Stuttgart II in Bestbesetzung angetreten. Dennoch waren wir DWZ-mäßig im Schnitt nur 20 Punkte hinten, wobei wir noch hoffen konnten, daß die Stuttgarter Ratings mitunter von Seniorenturnieren geschönt wären – und da war noch unser schöner Vorjahressieg, doch die Stuttgarter sannen auf Revanche …
Jüngste Spieler waren unsere 68er, bei Stuttgart war Keilhacks Gegner Schwarzburger (Jahrgang 1960) das Nesthäkchen. Nachwuchs? Den gibt’s höchstens unterklassig. Und da die Bildung in dem grün regierten Bundesland bekanntlich immer schlechter wird, wird die Dominanz der sogenannten geburtenstarken Jahrgänge im Ligaschach vielleicht noch länger anhalten als manch einer glaubt. Aber immerhin spielten wir dieses Mal im Westen und nicht im heruntergekommenen Osten …
Doch schon bevor Keilhack nach seinem üblichen Kurzarbeitstag (knapp 2 Stunden) zu seinem üblichen Kurzremis kam, stand es 0:1 gegen uns. Unser Chef de Boer fand kein Mittel gegen Josefs Gabriels Eidechse (Königsfianchetto), die Partie wurde für den Routinier flugs zum Selbstläufer. Schwarzburger ging gegen Keilhacks Sizilianer überraschend ambitioniert vor, und dieser grübelte lange, um auch hier Einbahnstraßenfußball zu vermeiden. Mit dem ersten halbwegs aktiven Zug bot er dann Remis an. Der Blick in die Datenbank lehrte dann freilich, daß alles im Rahmen des Erlaubten war, selbst GM l’Ami fand dasselbe merkwürdige Manöver.
Beyer spielte gegen den frisch vom türkischen Dolce Vita heimgekehrten Dieter Migl. Dieser fraß zum Frühstücksdessert diesmal in seinem Spezial-Franzosen einen Bauern – eine gefährliche Entscheidung, Beyer dynamisches Spiel zu geben. „Hinten“ waren freilich wir nicht schleckig: Herbert-Schweizer nahm den Morra-Gambit-Bauern (und gab ihn bis zum Turmendspiel nicht wieder her), ganz ähnlich Schuster gegen das notorische Jänisch-Gambit von Walter Wolf. Bei Klaus und Zimber plätscherte es so dahin; Klehr schien sich mit seinen Figuren am Königsflügel eher verlaufen zu haben.
Herbert-Schweizer stand tatsächlich zunächst dubios, überwand aber seine Schwierigkeiten. Bei Beyer wandelte sich der Minus- zu einem Mehrbauern. Leider ging bei unserem Topscorer Zimber – seit seinen epischen Duellen gegen Theo Schuster, noch im Ditzinger Dress, eigentlich unser Spezialist im Spiel gegen alte Männer – nach hinten los. Gerstenberger wirbelte plötzlich taktisch, und als unsere Kiebitztruppe (Leyrer, Giraud) eintraf, stand es bereits ½:2½. Und das an den vorderen Tischen, an denen wir uns eigentlich die besseren Chancen ausrechneten.
Doch Klehr koordinierte seine vorgepreschten Truppen zu einem schönen Königsangriff – ½ zu 2½, und da auch Beyer seinen Vorteil verdichtete und Herbert-Schweizer immer mehr Oberwasser erhielt, gingen die Tipps in Richtung 4:4. Schuster verlor zwar seinen Mehrbauern, sollte im Turmendspiel aber noch auf Remis stehen. Klaus stand zwar zunehmend passiv, doch das ist man ja bei unserem Verteidigungskünstler gewohnt. Doch diesmal war es Zuviel, 1½:3½. Jetzt musste für ein 4:4 schon alles optimal laufen.
Das tat es zwar bei Beyer (spielt derzeit fast zu stark für die Liga!), nicht aber bei Schuster und Herbert-Schweizer, die im Turmendspiel jeweils das schlechtere der beiden möglichen Resultate einfuhren – 3:5.
Damit ging auch unsere schöne Serie zu Ende. Seit der mehr als unglücklichen Niederlage gegen Schwäbisch Hall II hatten wir ungeschlagen 10:2 Punkte geholt. Der Abstiegskampf hat uns somit wieder. Die Tabelle ist für mich derzeit schwer zu interpretieren, so gewann unser Erstrundengegner Ludwigsburg mit 6:2 gegen Lauffen, die zuvor die Spraitbacher Großmeistertruppe schlugen. Apropos Spraitbach – mit drei starken Großmeistern noch eine Strohfrau vorn dranzusetzen, ist schon dreist. Aber vermutlich wenig clever. Und wer soll eigentlich absteigen? Böblingen II?!? – eher schwer zu glauben, dank der kompakten Hintermannschaft. Sontheim, Spraitbach, Ludwigsburg, hm … kaum … am Ende halt doch wir, steht zu fürchten. Leider schläft das Liga-Orakel zur Stunde noch den Schlaf des Gerechten.