08.10.2017 (Harald Keilhack) – In der letzten Saison mussten wir trotz der letztlich 10:8 Punkte bis zum Ende mehr als zittern, entsprechend mulmig war uns vor Beginn der diesjährigen Saison. Der Rückzug von Sontheim II – als erster Abstiegskandidat ausgemacht – änderte die Situation kaum; man hofft ferner, den auseinanderfallenden Oberligaabsteiger Erdmannhausen hinter sich zu lassen, aber dann? Stuttgart II, Ludwigsburg, Lauffen etc. wirken allesamt einen Tick stärker. Bei weitem nicht unerreichbar für eine einzelne Begegnung, aber über eine Saison gerechnet …
Und es wird wohl – neben Sontheim II – zwei Absteiger geben; in der 2. Liga dürfte Böblingen ohne Aussichten sein; in der Oberliga rechnet man mit WD Ulm (Südliga) und Wolfbusch (Nordliga) als Absteiger; ersatzweise statt Wolfbusch auch Schwäbisch Gmünd oder Heilbronn, beide halt auch aus dem Norden.
Aber schon anlässlich der Württembergischen Meisterschaft hatte Christian Beyer seinem alten Bekannten aus Ludwigsburger und Ditzinger Tagen – dem Ludwigsburger „Macher“ Branco Vrabac – „Lehrgeld“ für den Aufsteiger versprochen. Und so kam es denn auch.
Als bei Ludwigsburg dann Spitzenspieler Junesch fehlte, war es augenblicklich eine Begegnung auf Augenhöhe bei praktisch identischem DWZ-Schnitt. Wir waren in Best- bis Normalbesetzung; sogar unser Spitzenkiebitz waltete alsbald seines Amtes. Ach ja, puncto Elo und DWZ ist in der „Live Rating“ aber jetzt wieder Beyer (2262/2208) unsere Nummer 1 vor Leyrer (2254/2198); auch Keilhack (2250/2178) bleibt in Schlagdistanz.
Der Auftakt war ganz ok für uns, wobei ich abwechselnd mit einem 4:0 und 0:4 an den Spitzen- und Hinterbrettern und dann wieder mit einem 4:0 und 0:4 an den Weiß- bzw. Schwarzbrettern rechnete. Tatsächlich gab es auch zwei Partien – und ja, beide mit Weiß und beide Top 4 –, in denen unsere Leute ihren Gegner ebenso gnadenlos wie unblutig zusammenschoben. Dies gelang Keilhack gegen Vaysberg – ein gefürchteter „Untergrundkämpfer“, dem jedoch die trockene Struktur mit der verlangten technischen Präzision nicht lag. Vaysberg mit dem Läuferpaar suchte gewaltsam Gegenspiel, welches Keilhack jedoch mit einem Springermanöver total killte und sich alsbald einem „Spiel gegen drei Schwächen“ widmen konnte. So war Keilhack denn auch mal wieder als Erster fertig, statt Remis jedoch 1:0 nach drei Stunden.
Sowie unserem derzeit besten Mann, Armin Zimber, der den gefürchteten Ludwigsburger Neuzugang Kolb (Ex-Willsbach) völlig entzauberte und ihn ebenso mit klarem Positionsspiel vorführte. Gegen den etwas unorthodox spielenden Kolb hatten alle anderen unserer Spitzenspieler in den Vorjahren so ihre Probleme.
Beyer fühlte sich in Verwicklungen wie ein Fisch im Wasser; objektiv pendelte es aber wohl um den Ausgleich. De Boer mit Schwarz risikolos etwas besser. Dito Daniel Klaus mit Weiß. Klehr stand mit Schwarz zunächst unter Druck, sicherte dann jedoch seine Stellung und begann ebenfalls mit Gewinnversuchen. Bei Schuster war es eher durchwachsen, Herbert-Schweizer musste für einen Turm zwei Läufer geben. Der Partiefortgang bewahrheite dann die Annahme, dass die Läufer in einer Stellung mit beiderseitigen Angriffschancen wertvoller sind und der ein oder andere Bauer keine Rolle spielt.
Ich weiß jetzt nicht mehr genau die Chronologie, zumal Kolb eine aufgabereife Partie in die Länge zog. Jedenfalls stellte Daniel Klaus in einem gleichen bis remislichen Endspiel eine Figur ein und gab auf; und Beyer gewann durch Zeitüberschreitung – der Gegner zog eine Sekunde zu spät. Mit Mehrqualität und (je zwei) Bauern auf einem Flügel wäre dies zumindest noch ein riesiger Batzen Arbeit geworden.
Bald nach der Zeitkontrolle folgte auch das 3:1 von Zimber und die Niederlage von Herbert-Schweizer.
Dramatisch wurde es dann bei unserem Mannschaftsführer, der kurz vor der Zeitkontrolle zu Recht Remis ablehnte, dann aber beide gegnerische Schwerfiguren auf seiner Grundreihe eindringen ließ. Die Stellung war nun gefährlich, wenngleich keineswegs verloren, und verlangte bei hohem Nerveneinsatz präzise Berechnung. Das misslang Hans-Reiner – 3:3.
Glücklicherweise konnte Gerhard Schuster, der in einer wechselvollen Partie kurz zuvor im Doppelturmendspiel noch unter Druck schien, seine Stellung mehr und mehr verbessern. Sein König verschanzte sich geschickt hinter der Bauernkonstellation c5/d6/d7/e5, die ich so noch nie bewundern durfte, auf e7. Und Klehr hatte weiter „Remis plus“. Schließlich vollstreckte Schuster in einem am Ende immer einseitigeren Turmendspiel, und beim Stand von 4:3 geschah das fast schon Erwartete: Mit zwei Minuten auf der Uhr (plus Inkrement natürlich) lehnte Klehr im Damenendspiel mit beiderseitigen Freibauern remis ab. Etwas später dann aber doch der Remisschluß zum 4½:3½.
Mit Blick auf die anderen beiden Ergebnisse des Rumpfspieltages bliebe lediglich festzuhalten, dass übergroßer Respekt vor nominell starken Teams fehl am Platz ist.