06.02.2018 (Harald Keilhack) – So sieht es jedenfalls das bekannte Homburger Liga-Orakel, statt zuvor 54% seien es jetzt nur noch 28%. Zwar können sich bei solcher Art Wahrscheinlichkeitsrechnung durchaus paradoxe Effekte ergeben, aber das scheint mir doch weit überzogen. Fraglich auch die fast 50%-Chance auf nur einen Absteiger; meines Erachtens sind das höchstens 25% (Wolfbusch ist mit rund 100 DWZ-Punkten Nachteil deutlicher Außenseiter gegen Biberach); und ebenso, nämlich auf ca. 25% (statt wie angegeben 72%), würde ich unsere Restchancen auf den Klassenerhalt taxieren. Fazit: Das Liga-Orakel ist in dieser Saison ebenso außer Form wie wir 😉
Zum Spiel. Wie praktisch jedes Mal, wenn beim Gegner Großmeister zu erwarten sind, brach sich am Vorabend einer unser geplanten Spieler kurzfristig ein Bein, so dass wir zu siebt antraten. Immerhin waren wir an diesen sieben Brettern fast gleichstark (Erwartung ca. 3,4 Punkte). Bei Schönaich gibt es an den vorderen Brettern bekanntlich eine ganze Stange von unsicheren Kandidaten, so dass die Vorbereitung äußerst schwierig war. Abgezogen in die 2. Liga wurden dann nach J. Hirneise nun auch Menezes und Reck. Wie vom Käpt’n vorausgesagt, saß Jungstar Kölle (Jahrgang 2004) an Brett 3; ein offensichtlich ungleicher Vergleich bei ca. 100 kg Unterschied in der Lebendmasse (von Kiebitz Giraud mitgeschnittenes Gespräch an der Theke: Einheimischer Boy: „Du spielst doch gegen Kölle, der ist stark!“ Keilhack, auf seinen massigen Körper zeigend: „Ich auch“!). An Brett 2 war nicht Fischer oder Werner, sondern ein kroatischer IM alter Schule, zugleich ein Old-School-Gentleman und –Chessplayer; mit einem blitzsauberen Stil, der etwa an Taimanow erinnert. Vom Alter her hätte er freilich eher zu Stuttgart II statt zu den aufstrebenden Schönaichern gepasst.
Apropos, die präsentierten sich bei ihrer Großveranstaltung – neben der Verbandsliga spielte die Kreisklasse und vor allem auch die 2. Bundesliga, mitsamt der leibhaftigen Startruppe aus Viernheim (stärker als Schwäbisch Hall oder Deizisau!) – bestens: Geräumige Spielbedingungen, es gab umsonst bzw. gegen kleine Spende gute Verpflegung, Namensschildchen mit Titel und Elozahl sind auch eine Neuerung für die Verbandsliga (Nationalflaggen fehlten aber!?), wo also ein GM, ein IM und 3 FM spielten (auch der Schönaicher Hickl für seine früheren Verdienste; ganz gaaanz früher mal für Delmenhorst in der 1. Liga aktiv, freilich seit Jahrzehnten nur noch in den Niederungen Stuttgarter Ligen unterwegs).
Zur Sache. Sorgenkind de Boer glich gegen eine harmlose Variante mit Schwarz gleich dick aus, auch die von Antunac gewählte Variante war uns nicht unsympathisch. Weiße Harmlosigkeit auch an Brett 8, an Brett 6 vielleicht ein bisschen was für Schönaich. Unsere drei „Weißen“ spielten dafür munter drauf los. Leider nach zwei Stunden der Schock, als zunächst Zimber verlor, etwas später auch Klaus; wie das genau passierte, habe ich nicht mitbekommen. Nach dem „Kampflosen“ an Brett 1 stand es damit 0:3, und da die reichlich statischen Schwarzpartien an den Brettern 4, 6 und 8 praktisch keine Gewinnchancen boten, war es damit de facto gelaufen.
Da half es auch nichts, dass sich Beyer und Keilhack Chancen und Vorteile erarbeiteten. Den Beiden gelangen dann auch schöne Siege (Beyer wie immer in wuseligen Situationen eine Klasse für sich, da kann jeder Oldschool-Positionsspieler einpacken!), de Boer und Schuster mussten im Turmendspiel remis klammern; also 3:4. Klehr vermied hingegen das remisliche Turmendspiel und ließ Springer auf dem Brett. Die Stellung bekam im späteren Endspiel durchaus unklare Konturen („Ungleichgewichte“, würde der amerikanische Schachlehrer Silman sagen), und geringe Hoffnung keimte auf, aber schließlich übersah Klehr ein Mattnetz – 3:5.
Die nächsten Fingerzeige gibt es in knapp zwei Wochen beim Oberliga-Abstiegs-Schlüsselduell Wolfbusch – Biberach sowie am 7. Spieltag, der ohne uns stattfindet. Da wird der Anzeiger vom Liga-Orakel sicher weiter wild umherspringen!