15.09.2015 – (von Harald Keilhack) Fangen wir wegen der möglichen Zahl der Verbandsliga-Absteiger von oben an. Traditionell steigt der Oberliga-Meister gleich wieder ab, es sei denn, es ist eine Profitruppe. Eine solche ist der Zweitliganeuling Schönaich – uns noch bestens bekannt aus Duellen in den Niederungen der Bezirksliga – sicherlich. Gespickt mit Großmeistern wirkt die Mannschaft bis Brett 10 sehr stark, doch gibt es bei den Profis oft Terminüberschneidungen. Auch Marc Werner gilt als notorischer Wenigspieler. Und ab Brett 11 ist die Truppe, mit Verlaub, gegen kompakte Zweitligateams eher Kanonenfutter.
Dennoch, bei zwei recht schwachen Mannschaften in der Liga würde ich die Abstiegschancen auf 30% taxieren.
Hält sich Schönaich, gibt es nur einen Oberliga-Absteiger. Alle Mannschaften scheinen konkurrenzfähig, doch würde mich nicht wundern, wenn es dann Biberach (-> VL-Südstaffel) wäre. Bei zwei Absteigern gäbe es einige (Nord-)Kandidaten, vielleicht Sontheim. Auch die optisch starken Erdmannhäusener sind keineswegs so sicher. Grund ist eine extrem dünne Spielerdecke mit sieben (echten) Stammspielern und Ersatz um 1900, nachdem sich einige Edelreservisten in Richtung Ludwigsburg verabschiedet haben.
Zusammengefaßt würde ich sagen, zwei oder drei Verbandsliga-Absteiger, das steht so ziemlich fifty-fifty. Das Horrorszenario mit vier Absteigern (Schönaich kommt runter, Biberach läßt zwei Nordvereine hinter sich) ist nicht ausgeschlossen, aber doch ziemlich unwahrscheinlich (unter 5 Prozent).
Zur Verbandsliga. Mehrere Vereine lassen sich nur unzureichend einschätzen, da die Einsatzhäufigkeit einiger Leistungsträger schwer vorauszusagen ist. Mein klarer Favorit ist jedoch Heilbronn. Neu in der Mannschaft ist IM Ulrich Schulze, der seinem Bruder Eberhardt folgte. Damit hat man drei Spieler um 2250 DWZ, plus viele aufstrebende Kräfte. Beispielsweise ist Geshnizjani, der bei der „Württembergischen“ einen guten Eindruck machte, nur Ersatz. Prognose: Platz 1.
Stuttgart II, hm. Wenn ich die Aufstellung sehe, vermisse ich den klaren Drang Richtung Aufstieg. Das geht schon los bei dem (persönlich geschätzten!) Spitzenmann, der lieber in der Hauptstadt eines Nachbarlandes oder auf Opens ist als bei Verbandsligaskämpfen. Dennoch gibt es viel Potential mit langjähriger Oberliga-Erfahrung an den hinteren Brettern, da können die meisten anderen Teams nicht mithalten. Prognose: Platz 2-3.
Schwäbisch Hall II. Lange Zeit ging man davon aus, daß die dortige Zweite in Richtung Oberliga oder gar II. Liga durchmarschieren wollte und würde. Doch dem scheint eher nicht so zu sein. Die (finanziellen) Präferenzen gelten der Bundesligamannschaft und auch dem Frauenteam, das im Gegensatz zu ersten Meldungen doch nicht zurückgezogen wurde. Somit entfällt auch das angedachte Gnadenbrot für verdiente Haller Spielerinnen in der Zweiten.
Bereits vor zwei Jahren unterlag man in der Landesliga Unterland im Aufstiegsrennen den Heilbronnern, und so wird es auch diesmal sein. Um ernsthaft um den Aufstieg zu spielen (und keine Ausrutscher gegen schwächere Mannschaften zu riskieren), müßte man neben Pogan mindestens drei Ausländer durchspielen lassen, und das gibt die derzeitige Kassenlage nicht her. Zudem sind die deutschen Spieler (außer Pogan) in der Verbandsliga ohnehin schon an ihrem Zenit. Hier rächt sich die Vereinspolitik der letzten Jahre, die es eben nicht geschafft hat, mittels interessanter Spiel- und Trainingsmöglichkeiten im Gefolge der Profis ambitionierte Spitzenamateure zu gewinnen (Ausnahme eben einzig Pogan).
Im direkten Vergleich schätze ich die Haller Spieler ab Mages (Buran muß man noch wegrechnen) und die unsrigen ab de Boer als ziemlich genau gleichstark ein. Man muß also gespannt sein, was „vorne“ abgeht. Prognose: Platz 2-5.
Böblingen II galt letzte Saison noch als Abstiegskandidat für dieses Jahr. Doch die Zeichen haben sich geändert, der Verein bekam einige Neuzugänge. Im Endeffekt bekam die Zweite vorne Günthner (der deutlich stärker einzuschätzen ist als einige Spieler aus der Ersten) und Remmler hinzu, nach oben abgezogen wurde Tran. Und Elke Sautter ist nicht mehr Stamm, sondern spielt in der Dritten. Es wird sich auch kein Spieler mehr oben „festspielen“, das war zu Böblinger Zweitligazeiten noch umgekehrt. Prognose: Platz 3-6, kein Abstiegskandidat.
Lauffen geht (seit Jahren) praktisch unverändert an den Start und spielt meist auch mit der Stammbesetzung durch – Ausnahmen wie in der Vorsaison gegen uns bestätigen die Regeln. Der relativ hohe DWW-Schnitt wurde nicht immer bestätigt, dennoch keine Sorgen mit dem Klassenerhalt – Platz 4-7.
Wolfbusch ist mit jungen Leuten, die beruflich viel unterwegs sind, schwer einzuschätzen. Zwar spielen A. Häcker und der Unterbau zuverlässig durch, doch die Bretter 2-5 spielten zuletzt mehr als unregelmäßig (letzte Saison zusammen 10 von 36 möglichen Einsätzen), und Behm hat man erst gar nicht mehr gemeldet.
In schwacher Besetzung ist Wolfbusch von jeder Mannschaft zu schlagen. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, daß der vielfach preisgekrönte Traditionsverein absteigt. Prognose: Platz 5-8.
Abstand genommen vom langjährig hochgehaltenen Amateurstatus hat Grunbach mit der Verpflichtung des griechischen Großmeisters Skembris. Die Verbindungen nach Grunbach liegen wohl räumlich zu einem Schach-und-Gesundheits-Unternehmen in Remshalden-Buoch, für das das Skembris als Autor und Kommentator tätig ist. Auch wenn die dortigen schachlichen Verbindungen eher nach Rommelshausen (früher) und Deizisau (heute) reichen. Nichtsdestotrotz ist der langjährige Beinahe-Aufsteiger über die Jahre schwächer geworden, was im überraschenden Abstieg vor zwei Jahren kulminierte. Stagnation und Abgänge (z.B. Behrendt) waren wohl die Ursache. Der bisherige Spitzenspieler Kratochwil, in Österreich ansässig, spielt ja seit Jahren nur selten. Zuletzt gesellte sich auch Vielsack zu den Wenigspielern.
Die Grunbacher Chancen auf Klassenerhalt werden von der Einsatzhäufigkeit der drei genannten Spieler abhängen. Am Spitzenbrett wird auch Skembris, der seine besten Tage eher hinter sich hat, auf viel Widerstand stoßen. Prognose: Platz 7-10.
Auf den Abstieg von Willsbach hätte ich schon seit einigen Jahren gewettet. Doch angesichts des 1:7 im Vorjahr sollten wir den Mund nicht zu voll nehmen … Mit Holzinger hat der Vorjahres-Überraschungsvierte allerdings einen Topscorer verloren. Zudem verfügt man über keinen echten Spitzenspieler, auch wenn sich der routinierte Kolb achtbar schlägt. Prognose: So gut läuft’s nicht nochmal, Platz 7-10.
Stuttgart III ist mal wieder in der Liga. Es ist ja schon Routine, daß nicht nur der Meister des traditionell schwachen Bezirks Ostalb, sondern auch der Landesliga-Meister aus der Landeshauptstadt gleich wieder absteigt. Ausnahme war in den letzten Jahren wohl nur Schönaich. Immerhin hat Stuttgart III mit dem bundesligaerfahrenen Migl und dem aufstrebenden Maj zwei Spieler gefunden, die sich an den starken Spitzenbrettern einigermaßen behaupten können sollten. Dahinter sitzt überwiegend Routine im Ü70-Alter. Freilich sind viele andere Teams in der zweiten Hälfte auch nicht besser bestückt. Prognose: Stuttgart III wird bessere Chancen haben als in einigen früheren Saisons, dennoch am Ende Abstieg – Platz 8-10.
Was uns selbst angeht: Viel wird davon abhängen, in wie starker Aufstellung die Teams gegen uns antreten. Man muß hier eher vom schlimmeren Fall ausgehen, nachdem es im Vorjahr andersrum war. Die meisten Akteure sollten 50% schaffen, bei 2-3 Spielern wird das aber schwer, und zudem ist von niemandem ein richtiges Plus-Score zu erwarten. Prognose: Platz 7-9.
Zum Schluss noch eine informative Statistik-Seite: Liga Orakel Verbandsliga Nord
Natürlich haben die „Macher“ keinen Insider-Einblick bzgl. der konkreten Personalplanungen. Dennoch scheinen mit ihre Parameter recht gut gewählt! Möglicherweise sind hier auch schon Antrittshäufigkeiten aus Vorsaisons bei der Mannschaftsstärke einkalkuliert.